Online-Studium ist nur ein Corona-Effekt. Insbesondere die wichtige Zielgruppe ausländischer Studierender bleibt oftmals zuhause.

Micro-Living: Schwierige Zeiten, aktive Investoren


Wohnen
21.06.2021 Autor/en: Felix Embacher

Wer online im alten Kinderzimmer studiert, braucht kein Studentenapartment. Was macht Corona mit der Micro-Living-Branche? Der dritte Marktreport der Initiative Micro-Living zeigt es. Während Mieten und Auslastung erneut sinken, erreicht das Transaktionsvolumen wieder Vor-Corona-Niveau.

Für den Marktreport haben wir die Betriebsdaten von rund 23.500 Wohneinheiten in 112 Apartmenthäusern bundesweit ausgewertet. Die wichtigsten Ergebnisse: Zwar sind Mieten und Auslastung erneut gesunken, dennoch sind die Profis wieder optimistisch und handeln kräftig mit Apartmenthäusern. Auffällig ist, dass im vergangenen Jahr speziell die wohnwirtschaftlichen Apartmenthäuser im Segment des Temporären Wohnens gehandelt wurden, die gewerblichen Konzepte deutlich weniger. Im Jahresverlauf 2021 wurden bislang deutschlandweit Apartmenthäuser für rd. 500 Mio. Euro gehandelt. Bis Jahresende ist wieder ein Vorkrisen-Wert von über 1 Mrd. Euro möglich.

Am Vermietungsmarkt liegen die monatlichen All-In Mieten der Mitglieder der Initiative Micro-Living im Mittel bei ca. 489 Euro; im vorherigen Marktbericht vor ca. einem halben Jahr lag diese noch bei ca. 520 Euro. Die Spanne ist mit rund 261 bis 1.793 Euro jedoch sehr breit und spiegelt die große Heterogenität der Apartmenthäuser hinsichtlich Objekt- und Lagequalitäten, der Apartmentgrößen sowie der jeweiligen Stadt und Mieterklientel wider. Im Vergleich zum Herbst 2020 sind die Mieten aller Mitglieder im Mittel um etwa 6 % rückläufig.

Positiv ist, dass die Auslastungsquote mit durchschnittlich 86 % noch immer recht hoch ist; beim letzten Marktbericht lag sie noch bei 90 %. Dieser Wert unterstreicht noch immer die Krisenresilienz dieser Assetklasse. Die Bandbreite der Auslastungsquote je Apartmenthaus hat sich jedoch erneut vergrößert. Das bereits im ersten und zweiten Report diskutierte Plädoyer für mehr kreative Lösungen bezüglich Stellplatzschüsseln und der Umsetzung von Mobilitätskonzepten ist angesichts einer nochmals deutlich niedrigeren Auslastung der Stellplätze (durchschnittlich 59 %) nun noch akuter.

Aktuell ist die Herausforderung groß, eher teure Apartments zu vermieten sowie generell eine ausreichende Belegung sicherzustellen. Um eine möglichst hohe Auslastung zu gewährleisten, erhöhen viele Betreiber den Online-Marketingaufwand. Zudem machen sie teilweise auch Zugeständnisse bei Mietvertragslaufzeiten und Mietreduzierungen oder gewähren mietfreie Zeiten. Bislang kannte man das nur bei Gewerbeimmobilien. Durch die Corona-Krise sind Vermietungen an Studierende schwieriger geworden als an Nicht-Studierende. Dazu kommt: Von je weiter her die Zielgruppe kommt, desto schwieriger gestaltet sich die Vermietung.

 

Hinweis: Im Halbjahresrhythmus erscheinen Marktreports. Die dritte Ausgabe kann auf der Website der Initiative Micro-Living heruntergeladen werden.

Ansprechpartner: 
Felix Embacher
Head of Research & Data Science bei bulwiengesa
embacher@bulwiengesa.de

 

Das könnte Sie auch interessieren

Für unser Magazin haben wir relevante Themen, häufig auf Basis unserer Studien, Analysen und Projekte, zusammengefasst und leserfreundlich aufbereitet. So ist ein schneller Überblick über Aktuelles aus der Immobilienbranche garantiert.

Fünf Prozent Rendite selbst für Core-Immobilien nicht mehr illusorisch

Die „5 % Studie – wo investieren sich noch lohnt“ feiert Zehnjähriges. Seit der Erstausgabe hat der deutsche Immobilienmarkt seinen Ruf als sicherer Anlage-Hafen ramponiert. Höhere Renditen sind nun selbst für Top-Immobilien in Sichtweite, sogar Wohnimmobilien sind zunehmend wieder eine rentierliche Anlageklasse. Der Markt ist so spannend wie lange nicht mehr
>

Kurzstudie zur Nachverdichtung im Wohnungsbestand

Zwischen Ärger mit Bewohnern und Chancen auf neue Wohnungen bietet das Thema Nachverdichtung reichlich Diskussionsstoff. In einer Studie für die Berlin Hyp haben wir uns das Potenzial bei den Siedlungen der 1950er- und 60er-Jahre angesehen: Das theoretische Nachverdichtungspotenzial beträgt 625.000 Wohnungen
>

Hotelmarktvolumen dank Neubauten stabil

Erneut haben wir mit Union Investment das Marktvolumen der für institutionelle Investoren relevanten Hotels berechnet: Dieses ist 2023 minimal angestiegen – trotz Wertrückgangs der Bestandsobjekte. Dafür sorgten rund 13.000 neue Hotelzimmer
>

Interessante Publikationen

Hier finden Sie Studien und Analysen, die wir teilweise im Kundenauftrag erstellt haben oder in Eigenregie auf Basis unserer Daten und Martexpertise. Viele können Sie kostenfrei hier herunterladen und lesen.

9. Marktreport der Initiative Micro-Living

Für den aktuellen Marktbericht wurden bundesweit insgesamt rd. 26.700 Wohneinheiten in 123 Apartmentprojekten ausgewertet.
>

Die 5 %-Studie 2024 – wo investieren sich noch lohnt

bulwiengesa hat zum zehnten Mal die Renditepotenziale der deutschen Immobilienmärkte analysiert.
>

US Multifamily Monitor 1. Halbjahr 2024

Ein Marktreport von bulwiengesa für GAR German American Realty GmbH
>