Chart des Monats August: Ausländische Investoren halten sich noch zurück


Chart des Monats
01.08.2023 Autor/en: Andreas Wiegner

An der Zurückhaltung ausländischer Investoren hat sich wider Erwarten nichts geändert. Deren Anteil am gewerblichen Immobilien-Investmentmarkt war im ersten Halbjahr 2023 mit nur rund 32 % deutlich geringer als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Aber herausfordernde Zeiten bringen auch Opportunitäten.

Aktuell ist die Zurückhaltung insgesamt groß: So investierten in- und ausländische Investoren im ersten Halbjahr 2023 nur rund 9,9 Mrd. Euro in gewerbliche genutzte Immobilien. Damit liegt das Volumen in etwa auf dem Niveau aus dem Jahre 2012 und entspricht nur 45 % des zehnjährigen Durchschnitts der ersten Halbjahre.

Weitere angekündigte moderatere Zinsanstiege der Europäischen Zentralbank werden die Entwicklung am Investmentmarkt mitbestimmen. Die derzeit schwierige Phase der Preisbildung, sprich die Ermittlung eines marktkonformen Spread zwischen Anfangsrenditen für Immobilienneuanlagen und risikolosen festverzinslichen Staatsanleihen, wird dem Markt bestimmt noch mindestens bis Jahresende erhalten bleiben. Im Jahresverlauf werden die Immobilienrenditen voraussichtlich noch weiter ansteigen. Die erwarteten Renditeanstiege sollten im Vergleich zum Anstieg zwischen Mitte 2022 und heute deutlich moderater ausfallen.

Der Anteil ausländischer Akteure am gewerblichen Immobilieninvestmentmarkt war in der ersten Hälfte 2023 mit nur rund 32 % deutlich geringer als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre (43 %). Doch die opportunistischen Kapitalquellen stehen bereits in den Startlöchern; mittelfristig zeichnet sich wieder eine deutliche Zunahme des Anteils ausländischer Investoren ab. Insbesondere im Bereich der Unternehmensbeteiligungen oder Übernahmen erwarten wir, dass verstärkt ausländisches Kapital in Erscheinung tritt.

Der Verkaufsdruck aufgrund gestiegener Refinanzierungskosten und Abwertungen von Portfolios, insbesondere bei Projektentwicklungen, wird deutlich zunehmen und könnte den Investmentmarkt beleben. Die Insolvenz der Centrum-Gruppe oder die Schwierigkeiten von Euroboden sind vermutlich nur die Spitze. Große Finanzinvestoren wie Blackstone haben schon zu Beginn der Zinswende angekündigt, wieder verstärkt in Deutschland zu investieren, sind bis dato aber nicht in Erscheinung getreten. Übernahmepläne bei gewerblichen Projektentwicklern, analog den Plänen des koreanische Fondsmanager Shinhan und der Nox Capital Holding bezüglich des Wohnungsprivatisierers Accentro, könnten bald auf der Tagesordnung stehen.

Herausfordernde Zeiten bringen auch Opportunitäten, das Glas ist halb voll.

 

Ansprechpartner: Andreas Wiegner, Projektleiter bei bulwiengesa, wiegner@bulwiengesa.de

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