Chart des Monats September: Wohn-Projektfläche sinkt weiterhin


Chart des Monats
04.09.2023 Autor/en: André Adami and Felix Embacher

Die Insolvenzen von großen und kleinen Projektentwicklern verdeutlichen die äußerst angespannte Marktsituation. Und die Zahl der geplanten und in Bau befindlichen Wohnprojekte sinkt – am stärksten ausgerechnet in den Metropolen, wo die Wohnungsnot am größten ist.

Seit vielen Jahren beobachten wir den Markt für Projektentwicklungen. Für eine aktuelle Analyse wurden seit 2020 fertiggestellte Projekte sowie Vorhaben in Bau und in Planung mit Realisierungshorizont 2027 ab einer Größe von 1.500 qm Wohn- bzw. Mietfläche ausgewertet und die Veränderungen zum 30.6.23 gegenüber 31.12.22 dokumentiert.

Auf das Segment Wohnen entfallen mit Abstand die meisten Entwicklungs- und Bauaktivitäten mit einem Anteil von 37 % am gesamten Projektvolumens. Mit 69 Mio. qm Wohnfläche ist Wohnen die bedeutendste Nutzungsart.

Das Projektentwicklungsvolumen in Deutschland sinkt insgesamt. Wohnprojektentwicklungen trifft das erheblich. Das Chart des Monats zeigt, dass vor allem A-Städte betroffen sind. Aber: Der Rückgang dort ist kein neues Phänomen, sondern bereits seit einigen Jahren festzustellen. Schon vor Corona und aktueller Krise führten die hohen Grundstückspreise und Baukosten sowie lange Planungs- und Genehmigungsverfahren zu einem Ausweichen auf kleinere Städte oder in das Umland der Metropolen. Zuletzt im Plus lag das Flächenvolumen von Wohnprojektentwicklungen in den A-Städten im Jahr 2019.

Aktuell bremsen flächendeckend verschiedene Faktoren den Neubau aus, was auch an den Baustarts deutlich abzulesen ist: 2023 beträgt der Rückgang gegenüber 2021/22 ganze 54 %. Einerseits lassen sich Eigentumswohnungen infolge der höheren Zinsen schwerer vermarkten. Auf der anderen Seite gehen Kosten- und Ertragskalkulationen nicht mehr auf. Im Neubau steigen die Mieten weiter an, aufgrund der Knappheit und höherer Nachfrage von ehemals Kaufwilligen voraussichtlich sogar mit einer höheren Dynamik als prognostiziert. Ohne Beschleunigung und Vereinfachung der Verfahren sowie zumindest temporäre finanzielle Förderung von Wohnungsbau, beispielsweise über die geplante degressive Gebäudeabschreibung, lässt sich das Knappheitsproblem kurzfristig nicht lösen.

 

Weitere Infos unter „Marktblick: Developments“.

Ansprechpartner: Felix Embacher, Head of Research & Data Science, embacher@bulwiengesa.de und André Adami, Bereichsleiter Wohnen, adami@bulwiengesa.de

 

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