Senior Living: wieder mehr „Wir schaffen das“
Skepsis im Markt, zugleich Investmentchancen wie selten zuvor – das ist der Tenor der Diskussion. In unserem Senior-Living-Webinar haben wir aktuelle Marktdaten aus dem neuen RIWIS-Modul Senior Living präsentiert und mit Praktikern diskutiert. Rund 300 Interessenten hatten sich angemeldet. Hier die wichtigsten Ergebnisse und die Aufzeichnung.
Gewinn- und Verlusträume bestimmen die Nachfrage
Dr. Heike Piasecki, Leiterin des Bereichs Wohnen und Niederlassungsleiterin München, stellte die für die Nachfrageseite wichtigsten Key Facts dar. Bis 2040 werden sich soziodemografische Parameter (u.a. Alterskohorten, Anteil Hochaltrige) in Deutschland stark regional entwickeln, sodass dies dynamische Auswirkungen auf den zukünftigen Wohn- und Pflegebedarf wie z.B. in Verlusträumen Ostdeutschlands haben wird. Die Nachfrage im Segment Senior Living ist daher gesichert – allerdings bedarf es der für Wohn- und Pflegeformen Differenzierung der Bedarfe und soziodemografischer Merkmale, wie u.a. die spezifische Kaufkraft bei Senioren.
Angebotssituation mit kräftigen regionalen Unterschieden
Christiane Fremerey, Consultant für Wohnimmobilien und Senior Living, analysierte das Angebot im Senior Living. Dabei bleibt die Neubautätigkeit in der stationären Pflege und im Betreuten Wohnen hinter dem prognostizierten Bedarf zurück. So müssten – rechnerisch – bis 2040 im Betreuten Wohnen pro Tag ca. 1,6 Wohnanlagen und in der stationären Pflege pro Tag ca. 1,0 Pflegeheim zur Bedarfsdeckung eröffnet werden. Die „Hot Spots“ der Neubauaktivitäten sind dagegen meistens nicht an den Standorten mit dem höchsten Bedarf zu finden. Dabei lohnt es sich, neben der Makrofaktoren auch die Brille für seniorengerechte Mikro-Standortkriterien aufzusetzen. So sind bspw. diverse Point of Interests wie Ärztezentren oder ÖPNV-Anschluss in der Standortanalyse miteinzubeziehen, die ebenfalls im RIWIS-Tool Senior Living abgerufen werden können.
Assetklasse Senior Living in der Praxis: Die Krise ist gemanaged
Sabine Hirtreiter, Senior Consultant für Wohnimmobilien und Senior Living, erörterte mit ihren Diskussionspartnern Florian Wenner (Head of Research & ESG, Primonial REIM Germany) und Christopher Kunze (Geschäftsführer, Bayern Care Immobilien) aktuelle Praxisthemen und Herausforderungen im Senior Living.
So anspruchsvoll die Zeiten scheinen, so bieten sich gleichzeitig vielseitige Chancen. Dafür müssen Themen wie proaktives Asset-Management und Nachhaltigkeitsaspekte (z.B. Dekarbonisierung im Bestand, ESG) vermehrt in Senior Living berücksichtigt werden. Entscheidend ist, Betreibergesellschaften professionell zu managen. Die entstandene Zurückhaltung im Investment ist vor allem auf systemische Probleme in der Finanzierung des Pflegesektors zurückzuführen. So kann eine Stabilisierung der Betreiber durch das lösungsorientierte Handeln der Eigentümer gelingen. Dabei steht und fällt die Auslastung der Betreiberimmobilie durch Fachkräfte – dafür braucht es neben politischen auch kreative Lösungen. Gleichwohl ist aus Sicht der Investoren der Standort mit seinen Lagekriterien ein essentieller Erfolgsfaktor für ein erfolgreiches Investment.
Die Zurückhaltung im Investment sollte jetzt dem Mut der Markakteure weichen, antizyklisch zu investieren, was wiederum auch zur Belebung des Marktes führen wird. Nur „mit voller Kraft voraus“ sollten alle Mitstreitenden dazu angehalten werden, sich für die gesamtgesellschaftlichen Lösung in der Bedarfsdeckung im Senior Living einzusetzen.
Hinweis: Hier gehts zur --> Aufzeichnung des Webinars vom 13. Juni 2024 auf YouTube.
Ansprechpartnerin: Dr. Heike Piasecki, Leiterin des Bereichs Wohnen und Niederlassungsleiterin München, piasecki@bulwiengesa.de.
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