Fühlen sich die Kunden hier wohl? Finden sie, was sie suchen? Nach der Befragung wissen wir es.

Shoppingcenter: Was denken die Kunden?


Einzelhandel
13.02.2023 Autor/en: Andrea Back-Ihrig und Andreas Gustafsson

In den Corona-Jahren mussten sich viele Center-Eigentümer vor allem um ihre Mieter kümmern. Nun strömen endlich wieder Kauflustige. Gerade jetzt sind Kundenresponse-Analysen sinnvoll, weil vieles im Umbruch ist. Hier einige Befragungsergebnisse.

Endlich: Im letzten Quartal 2022 waren die Frequenzen in vielen Shoppingcentern wieder – oder zumindest fast wieder – auf Vor-Corona-Niveau. Ein guter Zeitpunkt, nun wieder die Kunden bzw. Besucher stärker in den Blick zu nehmen, denn letztlich entscheiden sie über den wirtschaftlichen Erfolg des Centers. Kunden- bzw. Face-to-Face-Befragungen vor Ort helfen, deren Bedürfnisse und Präferenzen zu erkennen. Kundenresponse-Analysen können z. B. zwischenzeitlich erfolgte bauliche Maßnahmen oder auch Veränderungen im Mieter- und Branchenbesatz auf ihre Akzeptanz und ihren Erfolg messen, oder Hinweise zur Weiterentwicklung der Center geben (fehlende Angebote/Mieter, Ambiente und Aufenthaltsqualität, Werbeaktivitäten, Parkgebühren etc.). Informationen zu den demografischen Merkmalen der Kunden, fundierte Kenntnis des Einzugsgebietes oder auch das Wissen, welche Sortimente hauptsächlich nachgefragt oder vermisst werden, bieten wichtige Erkenntnisse zu sinnvollen Werbemaßnahmen und Events sowie zur Ausrichtung und Ergänzung des Angebotes.

bulwiengesa hat auch 2022 verschiedene Kundenbefragungen in innerstädtischen Centern durchgeführt. Die jüngsten Ergebnisse deuten darauf hin, dass

  • Nahversorgungsangebote (Lebensmittel, Drogeriewaren) an Bedeutung gewinnen;
  • mehr Besucher zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitten kommen (für dezentrale Standorte gilt dies nicht), mithin vor allem bei Centern in Stadtteillagen sich die Reichweiten tendenziell verkleinert und der Fokus auf Nahversorgung erhöht haben;
  • der Onlinehandel als wichtiger „Wettbewerber“ nunmehr auch bei älteren Kunden angekommen ist und genutzt wird;
  • der Trend zum Home Office die Food Courts in zentral gelegenen Centern belastet;
  • ein Wandel bei den nachgefragten Dienstleistungsangeboten stattgefunden hat und eine erhöhte Diversifizierung des Gesamtangebotes geschätzt und genutzt wird.

Auf den letztgenannten Trend haben bereits viele Shoppingcenter reagiert. So gibt es kaum noch Schuh- und Schlüsseldienste, ebenso haben viele Änderungsschneidereien oder Sonnenstudios geschlossen, und Bankfilialen wurden durch SB-Services ersetzt. Dagegen ist die Anzahl vor allem der Nagelstudios deutlich angestiegen, Postfilialen und andere Paketdienste und -services sowie Paketboxen werden zu Frequenzbringern. Logistikdienstleistungen, Bürgerservices und öffentliche sowie therapeutische Einrichtungen tragen zur Belebung und zur Verankerung eines Centers im Einzugsgebiet bei.

Einkaufszentren müssen sich den veränderten Markterfordernissen kontinuierlich anpassen. Die Corona-Pandemie, aber auch der bereits seit längerem stark wachsende Onlinehandel haben die Einzelhandelslandschaft verändert. Eine große Herausforderung für Centerbetreiber und Centermanagement sind die jüngsten Entwicklungen: Die hohe Inflation beeinflusst die Konsumstimmung der Verbraucher, aber auch die Mieter der Shoppingcenter, die vermehrt mit höheren Mieten aus der Mietindexierung konfrontiert sind. Auch vor diesem Hintergrund ist es wichtig, vertiefte Kenntnisse zum Kunden- und Besucherverhalten zu erhalten und deren Meinungen und Wünschen zu erfahren.

 

Ansprechpartner: Andrea Back-Ihrig, Partnerin und Prokuristin, back@bulwiengesa.de und Andreas Gustafsson, Partner, gustafsson@bulwiengesa.de

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