Zwar sind wieder viele Touristen auf Achse – aber viele Hotels sind noch lange nicht auf Vor-Corona-Niveau; es fehlen u.a. Geschäftsreisende und Messegäste.

Marktupdate Hotelimmobilien: Der Tourismus zieht an


Wohnen
03.08.2022 Autor/en: Dierk Freitag

Aktuelle Zahlen zeigen eine deutliche Steigerung der touristischen Nachfrage in Deutschland – mit regionalen Unterschieden. Auch die verschiedenen Hotelsegmente profitieren unterschiedlich.

Die aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamtes zeigen eine deutliche Steigerung der touristischen Nachfrage in Deutschland. Im Mai 2022 verfehlten die Beherbergungsbetriebe nur knapp die Übernachtungszahlen vom letzten Vor-Corona-Jahr 2019 (-3,4 %). Von Januar bis Mai wurde die Lücke zu 2019 stetig kleiner und liegt nun über die ersten fünf Monate kumuliert bei -19,2 %.

Regional gibt es jedoch nach wie vor große Unterschiede. In den meisten deutschen Städten liegt der Pegel noch weit unter Vor-Corona-Niveau. Schlusslicht unter den deutschen Großstädten ist Frankfurt am Main, mit einem kumulierten Minus von 38,6 %, gefolgt von Düsseldorf mit 37,1 % zu 2019; Berlin liegt bei rund 35 %.  Als einzige Großstadt in Deutschland liegt die Hansestadt Hamburg über dem deutschen Durchschnitt, deren Hotels im April diesen Jahres sogar leicht höhere Übernachtungszahlen als 2019 vorwiesen. Platz 2 bis 6 belegen die Städte Leipzig, Bremen, Essen, Köln und Dresden, also abgesehen von Köln alles Städte, die traditionell einen vergleichsweise hohen Anteil an Inlandsgästen haben. Leipzig und Bremen erzielten im Mai einen leichten Übernachtungszuwachs zu 2019.

Der noch fehlende Auslands- und Geschäftstourismus macht sich besonders in den Kongress- und Messestädten bemerkbar. Immerhin kamen 2019 laut Auma rund ein Drittel der knapp 10 Mio. Messebesucher aus dem Ausland. Dementsprechend fällt die Übernachtungsnachfrage in Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart, Berlin und Nürnberg noch schwach aus. Mit Beginn des zweiten Quartals zieht jedoch auch in deutschen Messestädten die Nachfrage an, die im Mai 2022 in Düsseldorf und Nürnberg sogar über dem Vorkrisenniveau lag.

Erfreulich ist zudem, dass sich die noch verhaltene Nachfrage teilweise mit steigenden Raten auffangen lässt. In Städten wie Hamburg, Berlin, Dresden, München, Düsseldorf und Hannover wurden im Mai 2022 zum Teil deutlich höhere Zimmerpreise erzielt als 2019. Da dies jedoch erst seit ein bis zwei Monaten gelingt, bewegt sich der RevPar der Stadthotellerie noch immer zwischen 30 bis 40 % unter dem Niveau von 2019 (Fairmas/STR-Global). An einem Abbau von Schulden und Ausgleich von Verlusten ist da noch nicht zu denken. Hierzu sagte kürzlich der Aufsichtsratsvorsitzende der DHI Dorint Hospitality & Innovation GmbH, Dirk Iserlohe, dass selbst bei einer vollständigen Öffnung der Märkte und dem Wiedererreichen des Umsatzniveaus von 2019 die Gruppe 15 Jahre benötigen würde, um die Verluste aus eigener Kraft ausgleichen zu können.

Gleichzeitig gibt es aber auch Marktteilnehmer, die weit besser abschneiden als der Durchschnitt. Dies trifft momentan auf Serviced Apartments zu, deren Auslastung laut Marktreport Serviced Apartments 2022 schon im letzten Jahr rund 20 Prozentpunkte über der Hotellerie lagen. Zudem dürften Inflation und steigende Betriebskosten momentan eher der Budgethotellerie in die Karten spielen als der personal- und energieintensiven Luxushotellerie. Motel One erzielte bereits im zweiten Quartal 2022 einen ähnlich hohen RevPar wie 2019 sowie eine ähnlich hohe EBITDAR-Marge von 56 %.

Die vielen Unsicherheiten machen es derzeit schwer, verlässliche Prognosen abzugeben. Sicher ist nur: Es geht aufwärts, aber die Krise ist für viele noch nicht überwunden.

 

Ansprechpartner: Dierk Freitag, Bereichsleiter Hotelimmobilien, freitag@bulwiengesa.de

 

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