Freiflächen sind nur begrenzt verfügbar. Ihre Nutzung durch PV-FFA sollte daher effektiv und unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Ansprüche erfolgen.

Täglich relevanter: Wertermittlung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen


Hintergrund
02.08.2024 Autor/en: Marcus Badmann

Die Wertermittlung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen erfordert eine detaillierte Analyse verschiedener Rahmenbedingungen. Die (künftigen) Erträge zu ermitteln, ist alles andere als trivial. Wir haben die wichtigsten Faktoren aufgeführt.

Die Wertermittlung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) ist ein komplexer Prozess, der verschiedene Faktoren berücksichtigen muss: Neben den technischen und geografischen Gegebenheiten spielen insbesondere finanzielle Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. Zu den wichtigsten Parametern zählen die Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), Power Purchase Agreements (PPAs) und die Strompreise an der freien Strombörse.

Ermittlung der Strommenge

In einem sogenannten Ertragsgutachten für eine Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) wird die zu erwartende Strommenge bestimmt, die die Anlage über ihre Lebensdauer produzieren wird. Das Ertragsgutachten dient als wichtige Entscheidungsgrundlage für Investoren, Finanzierer und Betreiber von PV-Anlagen und hilft, die Rentabilität und Wirtschaftlichkeit des Projekts zu beurteilen.

Im Regelfall wird das Ertragsgutachten vor Durchführung der Wertermittlung vom Auftraggeber bereitgestellt. Liegt es nicht vor, kann mit Hilfe verschiedener Simulationstools behelfsweise eine indikative Prognose über die zu erwartende Strommenge erstellt werden.

Das Ertragsgutachten wird von einem Fachgutachter erstellt und berücksichtigt verschiedene Faktoren, um eine möglichst präzise Vorhersage zu treffen. Die Erstellung eines Ertragsgutachtens umfasst folgende Schritte:

  1. Standortanalyse:
    1. Geografische Lage: Bestimmung der genauen geografischen Koordinaten der Anlage
    2. Klimadaten: Analyse der historischen Wetterdaten, insbesondere der Sonneneinstrahlung
    3. Gelände und Topographie: Untersuchung des Geländes (Neigung, Ausrichtung) und mögliche Verschattung durch umliegende Objekte (Bäume, Gebäude, Hügel)
  1. Technische Analyse:
    1. Modultyp und -effizienz: Auswahl der PV-Module (z.B. monokristallin, polykristallin) und deren Wirkungsgrad
    2. Anlagenkonfiguration: Layout der Anlage (Ausrichtung der Module, Neigungswinkel), Stringdesign und Verkabelung
    3. Wechselrichter und Verluste: Auswahl und Spezifikation der Wechselrichter sowie Berechnung von Systemverlusten (Verkabelungsverluste, Wechselrichterverluste, Temperaturverluste etc.).
  1. Sonneneinstrahlung und Energieertrag:
    1. Globalstrahlung: Berechnung der jährlichen Globalstrahlung auf die Modulfläche unter Berücksichtigung des Neigungswinkels und der Ausrichtung
    2. Berechnungsmodelle: Anwendung von Simulationsmodellen (z.B. PVsyst, PV*SOL), die die Einstrahlung, den Systemwirkungsgrad und die Verluste modellieren, um den jährlichen Energieertrag zu bestimmen
  1. Berücksichtigung von Verlusten:
    1. Modulverschmutzung: Abschätzung der Verluste durch Verschmutzung der Module
    2. Temperaturverluste: Analyse der Einfluss der Betriebstemperatur der Module auf den Wirkungsgrad
    3. Verschattung: Detaillierte Betrachtung der möglichen temporären oder permanenten Verschattung und deren Einfluss auf den Energieertrag
    4. Degradation: Berücksichtigung der langfristigen Degradation der Moduleffizienz über die Betriebsdauer der Anlage
  1. Ertragsprognose:
    1. Jahresertrag: Zusammenführung aller berechneten Daten zur Ermittlung des erwarteten jährlichen Energieertrags in kWh
    2. Langfristige Prognose: Berechnung des erwarteten Energieertrags über die gesamte Lebensdauer der Anlage (in der Regel 20-25 Jahre) einschließlich der Degradation der Module
    3. Szenarienanalyse: Durchführung von Sensitivitätsanalysen, um die Auswirkungen von Unsicherheiten in den Eingangsdaten auf die Ertragsprognose zu bewerten
  1. Berichterstellung:
    1. Dokumentation: Zusammenstellung aller Analyseergebnisse, Berechnungen und Annahmen in einem ausführlichen Bericht
    2. Ertragsgarantie: Gegebenenfalls Abgabe einer Ertragsgarantie durch den Gutachter, basierend auf den durchgeführten Analysen.

Erlöserwartung aus der Stromeinspeisung

Großanlagen werden üblicherweise aus Renditegesichtspunkten errichtet und betrieben und dienen vornehmlich der Einspeisung, deren unterschiedliche Vergütungsmöglichkeiten im Folgenden betrachtet werden. Alternativ kann der Wert einer Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) auch anhand der Betrachtung ermittelt werden, welche Kosten eingespart werden, wenn der zu verbrauchende Strom selbst produziert und nicht von einem Energieversorgungsunternehmen bezogen werden muss.

Einspeisevergütung nach dem EEG

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist ein zentrales Instrument der deutschen Energiewende. Es garantiert Betreibern von PV-Anlagen eine feste Vergütung für den eingespeisten Strom über einen Zeitraum von 20 Jahren. Diese Einspeisevergütung variiert je nach Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Anlage und sinkt regelmäßig durch die sogenannte Degression, um den Ausbau der erneuerbaren Energien kosteneffizient zu gestalten.

Für die Wertermittlung einer PV-Anlage ist die Höhe der Einspeisevergütung von großer Bedeutung. Höhere Vergütungssätze führen zu höheren Einnahmen, was den Wert der Anlage steigert. Die Planungssicherheit durch garantierte Vergütungen über einen langen Zeitraum ist ein wesentlicher Vorteil des EEG, da sie eine verlässliche Grundlage für Investitionsentscheidungen bietet.

Power Purchase Agreements (PPAs)

Ein Power Purchase Agreement (PPA) ist ein langfristiger Vertrag über den Kauf und Verkauf von Strom zwischen einem Stromerzeuger und einem Abnehmer. PPAs bieten eine Alternative zur Einspeisevergütung und werden zunehmend attraktiver, insbesondere nach dem Auslaufen der EEG-Vergütung.

PPAs ermöglichen es, den erzeugten Strom zu einem vorher festgelegten Preis direkt an einen Endabnehmer zu verkaufen, was für beide Seiten Vorteile bietet. Der Erzeuger erhält eine stabile und oft höhere Vergütung als die Marktpreise an der Börse, während der Abnehmer sich günstige Strompreise über einen langen Zeitraum sichert. PPAs können zudem flexibel gestaltet werden, um unterschiedliche Laufzeiten und Preismodelle abzubilden.

Strompreise an der freien Strombörse

Die Preise an der Strombörse, insbesondere an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig, unterliegen ständigen Schwankungen und werden durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Erneuerbare Energien haben hierbei einen signifikanten Einfluss, da sie die Angebotsseite erweitern.

Für die Wertermittlung einer PV-Anlage ist es entscheidend, die potenziellen Erlöse aus dem Verkauf des Stroms an der Börse zu analysieren. Da die Börsenpreise volatil sind, unterliegt diese Einnahmequelle einem höheren Risiko im Vergleich zur festen Einspeisevergütung oder den stabilen Einnahmen aus einem PPA. Eine gründliche Marktanalyse und eine Bewertung der zukünftigen Preisentwicklung sind daher unerlässlich, um realistische Erlöse zu prognostizieren.

Kombination der Faktoren

Die Kombination der Einspeisevergütung, PPAs und der Marktpreise an der Strombörse ermöglicht eine umfassende Wertermittlung von Freiflächen-PV-Anlagen. Dabei sind folgende Schritte entscheidend:

1. Analyse der Einspeisevergütung: Bewertung der Höhe und Dauer der garantierten Vergütungen sowie Berücksichtigung der Degression

2. Prüfung von PPAs: Untersuchung der Möglichkeiten und Konditionen von PPAs einschließlich der Laufzeiten und Preisgestaltung

3. Marktanalyse der Strompreise: Ermittlung der aktuellen und prognostizierten Strompreise an der Börse, um die potenziellen Erlöse aus dem freien Verkauf zu bewerten

4. Risikobewertung: Berücksichtigung der Risiken und Schwankungen der jeweiligen Einnahmequellen

5. Kombinierte Bewertung: Integration der verschiedenen Faktoren in eine ganzheitliche Bewertung, die sowohl die festen als auch die variablen Erlösquellen berücksichtigt

Fazit

Die Wertermittlung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen erfordert eine detaillierte Analyse verschiedener finanzieller Rahmenbedingungen. Die Einspeisevergütung nach dem EEG bietet eine stabile und planbare Einnahmequelle, während PPAs eine flexible und oft lukrativere Alternative darstellen können. Die Strompreise an der freien Strombörse bieten zusätzliche Erlösmöglichkeiten, sind jedoch mit höheren Risiken verbunden, aus der sich ein um dieses erhöhte Risiko angepasste Kapitalisierung der zukünftigen Erträge ergibt. Eine fundierte Bewertung, die alle diese Faktoren berücksichtigt, ist entscheidend, um den tatsächlichen Wert einer PV-Anlage realistisch und zukunftssicher zu ermitteln.

 

Ansprechpartner: Marcus Badmann, Geschäftsführer bulwiengesa appraisal GmbH, badmann@bulwiengesa.de

 

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