Umsatzgewinner 2024: Drogeriemärkte
Drogerien waren bereits 2023 die Umsatzgewinner im deutschen Einzelhandel, auch 2024 setzt sich dieser Trend fort. Stark zum Umsatzwachstum bei tragen die Eigenmarken und unternehmenseigene Apps. Ein Überblick über die vier Großen der Branche.
Wer reibt sich, gerade in Krisenzeiten, da nicht die Augen: Zwar stehen die Zahlen für 2024 nicht final fest, aber 2023 erzielten allein die vier größten Drogeriemarktbetreiber zusammen ein Umsatzplus von 10,6 % gegenüber dem Vorjahr.
Insbesondere die beiden Marktführer dm und Rossmann profitierten von ihrem guten Preis-Qualitäts-Image und ihrem dichten Netz moderner Ladengeschäfte. Beide Betreiber optimieren derzeit ihr Ladennetz. An ausgewählten Standorten wird zudem nachverdichtet. Das geschieht vor allem an Verbundstandorten mit Lebensmittelanbietern, während Optimierungen vorrangig Drogeriemärkte in Innenstadtlagen betreffen.
dm und Rossmann wachsen stark durch Eigenmarken
dm und Rossmann wachsen dabei vor allem durch ihre Eigenmarken. Im Sortimentsbereich Kosmetik und Körperpflegeprodukte sorgen die Listungen neuer Produkte von Startups und neuen Marken für Dynamik und ziehen dadurch auch viele junge Kunden in die Märkte.
Laut neuester Pressemeldung liegt auch im Geschäftsjahr 2023/2024 der Umsatzzuwachs von dm mit 9,5 % auf einem sehr hohen Niveau. Dabei kann dm vor allem von Umsatzzuwächsen im Bio-Segment und bei Beauty profitieren sowie vom positiven Image seiner dm-Eigenmarken, die inzwischen 53 % des Umsatzes ausmachen. dm arbeitet zudem mit Gründern, Influencern und Prominenten zusammen und entwickelt gemeinsame Produktlinien. Ziel ist es, sich vom Wettbewerb abzuheben und vor allem auch junge Zielgruppen anzusprechen. Beides scheint sehr gut zu gelingen.
Sehr erfolgreich entwickelt hat sich zudem die dm-App mit mehr als 5 Mio. Nutzern monatlich. Sie bietet auf den persönlichen Bedarf zugeschnittene Angebote. Parallel dazu behält dm seine Mitgliedschaft beim PAYBACK Bonusprogramm bei, sodass Kunden die Vorteile beider Programme nutzen können. Über das Drogerie- und (Bio-)Lebensmittelsortiment hinaus führt dm nur wenige weitere Sortimente, so bspw. Kinderbekleidung oder die Fotoabteilung sowie saisonabhängig Dekoartikel.
Bei Rossmann entfällt jedes dritte stationär verkaufte Produkt auf eine Eigenmarke. Auch Rossmann arbeitet mit Influencern und Prominenten zusammen und bietet Marken an, die speziell auf junge Zielgruppen ausgerichtet sind. Gemäß eigener Pressemeldung nutzen 9 Mio. Nutzer die Rossmann-App, die aktuelle Angebote und persönliche Coupons bieten. Im Gegensatz zu dm mit seinem Dauerniedrigpreiskonzept setzt Rossmann auf wechselnde Sonderangebote. Durch die App können vertiefte Einblicke zum Kaufverhalten der Kunden gewonnen und zielgerichtete Kundenansprachen und Kampagnen durchgeführt werden. Rossmann plant darüber hinaus ab Anfang 2025, auch Industriepartnern einen Zugang zur App zu ermöglichen, sodass auch diese zielgerichtet potenzielle Shopper ansprechen können.
Rossmann führt ein breiteres Sortiment als dm. Neben der obligatorischen Fotoabteilung wird mit dem IDEENWELT-Sortiment ein umfangreiches wechselndes Non-Food-Angebot geboten. Im Bereich Lebensmittel werden auch „Nicht“-Bioartikel geführt, ebenso ein ausgewähltes Weinsortiment. Auch Kinderspielzeug zählt zum typischen Sortiment, wobei stationär nur größere Filialen ein breites Angebot bieten. Unter dem Namen Miniju hat Rossmann eine eigene Spielzeugmarke gestartet, mit einem Angebot speziell für Babys und Kleinkinder. Online wird zudem noch ein Babysortiment mit Babysitzen, Kinderwagen etc. angeboten.
Müller füllt Lücke vieler geschlossener Warenhäuser
Müller als drittgrößter Anbieter unterscheidet sich konzeptionell durch sein breit aufgestelltes Sortiment deutlich von Rossmann und dm. Im Beautybereich gehören auch hochpreisige Parfümerieartikel zum Sortiment. Da viele Warenhäuser geschlossen und damit Potenziale im Parfümeriesegment, aber auch bei Haushalts-, Schreibwaren und Spielzeug freigesetzt wurden, möchte Müller künftig diese Lücke schließen und sich noch breiter aufstellen. Das Sortiment an hochpreisigen Parfümerie- und Beauty-Produkten soll erweitert werden. Dazu wurde ein neues Konzept für die Parfümerieabteilung entwickelt, das derzeit in Ulm getestet und bis Ende 2025 in mehr als 20 Filialen umgesetzt sein soll. An Standorten, an denen Galeria-Häuser geschlossen wurden, will Müller auch das Angebot an Haushaltswaren ausbauen.
Budni vor allem in Hamburg und Berlin präsent
An Budni, dem kleinsten unter den Drogeriemarktbetreibern, hat sich vor einigen Jahren die Edeka beteiligt, um den mit regionalem Schwerpunkt in der Metropolregion Hamburg tätigen Filialisten zu einem deutschlandweiten Marktauftritt zu verhelfen. Hierzu sollten Kaufleute der Edeka-Regionalgesellschaften auch Budni-Filialen eröffnen. Das Konzept hat sich letztlich als wenig tragfähig erwiesen, sodass im November 2024 auch die letzten unter der Ägide von Edeka eröffneten Budni-Filialen geschlossen wurden; fortgeführt wird die Budni Beautybox als eine Art Shop-in-Shop-Lösung in Edeka-Märkten. Budni bleibt damit mit eigenen Filialen weiterhin in der Metropolregion Hamburg sowie in Berlin tätig.
Ansprechpartnerin: Andrea Back-Ihrig, Partnerin, back@bulwiengesa.de und Dr. Joseph Frechen, Bereichsleiter Einzelhandel bei bulwiengesa, frechen@bulwiengesa.de
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